Projektbeschreibungen
Niedertemperaturprozessabwärme Karlsruhe
Nutzung industrieller Abwärme durch die Stadtwerke Karlsruhe zur Wärmeversorgung der Stadt
Projektträger | Projektstandort | Kontakt | |||||||||||||
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MiRO Mineraloelraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG, Stadtwerke Karlsruhe GmbH | Karlsruhe |
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Beschreibung
Ziel/Auslöser für das Projekt
Die Stadtwerke Karlsruhe verteilen Fernwärme für die Wärmeversorgung der Stadt, die mit fossilen Brennstoffen wie Steinkohle, Erdöl und Erdgas erzeugt wird. Gleichzeitig entstehen bei der Mineralölraffinerie MiRO, eine der größten Raffinerien in Deutschland, große Mengen an Niedertemperatur-Prozessabwärme, die ungenutzt verloren gehen. In der Raffinerie fällt Prozessabwärme mit Temperaturen unter 130 °C an, die dort nicht weiter genutzt werden kann. Für die Fernwärmeversorgung reichen 120 °C.
Projektbeschreibung
Durch die Auskopplung der Prozessabwärme mittels innovativer Plattenwärmetauscher und eine neue, über 5 km lange Transportleitung kann die Prozessabwärme in das Fernwärmenetz der Stadt Karlsruhe eingespeist und zur Wärmeversorgung genutzt werden. Die Wärmemenge reicht für mehr als 38.000 Haushalte. Über eine weitere Leitung werden zwei Neubaugebiete auf ehemals militärisch genutzten Flächen in Knielingen und Neureut komplett mit Fernwärme aus Prozessabwärme versorgt.
Technisches Konzept
- Installation von optimierten Rohrbündelwärmetauschern und hochmodernen Plattenwärmetauschern aus wellenförmig profilierten Platten an 14 verschiedenen Wärmequellen in der Raffinerie
- Plattenwärmetauscher so konzipiert, dass in den aufeinander folgenden Zwischenräumen parallel das Wärme abgebende und das Wärme aufnehmende Medium fließt. Dies erlaubt die Wärmeübertragung zwischen den Anlagen der Raffinerie und dem Fernwärmenetz auf engstem Raum
- Wärmetauscher sehr wartungsfreundlich
Nutzen
- Ökologisch:
- Einsparung von 100.000 Tonnen CO2/Jahr
- 95 % der Karlsruher Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung und Prozessabwärme
- Steigerung der Energieeffizienz bei der MiRO um 4,5 % - Ökonomisch:
- Fernwärmeversorgung unabhängiger von Primärenergiepreisen
- Langfristige Sicherung einer umweltschonenden Fernwärmeversorgung - Technisch:
- erstmalige Nutzung von industrieller Niedertemperaturprozessabwärme aus einer Raffinerie in einem großen städtischen Fernwärmenetz
- Signalwirkung für andere Betriebe und Städte
- weitere Wärmequelle für die Fernwärmeversorgung und damit höhere Versorgungssicherheit
Kosten
- Gesamtinvestitionen: 67 Mio. Euro
- Förderung: BMU-Innovationsprogramm: 5 Mio. Euro
- Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit einem Zuschuss von 5 Mio. Euro im Rahmen des BMU-Innovationsprogramms sowie durch einen zinsgünstigen Kredit der KfW gefördert.
Hinweise für Nachahmer
Besonders geeignet für:
- Städtische Fernwärmenetze
- Nahwärmenetze mit nahe gelegenen Industriebetrieben, bei denen Abwärme ungenutzt verloren geht
- Neubaugebiete, die noch keine Wärmeversorgung haben
Auszeichnung
Energy Award der Energy Academy als Leuchtturmprojekt der Energiewende im November 2013Kenndaten
Allgemeine Informationen | |
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Inbetriebnahme | 2010 und 2015 |
Wärmeleistung | 90 MW |
Wärmebezug p.a. | rd. 520.000 MWh |
CO2-Einsparung p.a. | 100.000 t |
Investition | ca. 55 Mio. Euro |
Versorgung | ca. 38.000 Haushalte |
Bildnachweis: Csaba Deli/123rf.com - außer: ggf. Projektbilder s. Kontakt