Anpassung an die tatsächliche Gebäudewohnfläche
Jeder Gebäudetyp wird vom IWU mit einem Beispielgebäude beschrieben. Neben den Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) der einzelnen Bauteile ist das Beispielgebäude auch durch typische Flächengrößen der einzelnen Bauteile sowie typische Gebäudewohnflächen und Geschosshöhen gekennzeichnet. Weicht die tatsächliche Wohnfläche eines realen Gebäudes von der gebäudetypischen Wohnfläche des Beispielgebäudes ab, ändern sich die Wärmedurchgangsflächen der einzelnen Bauteile und somit auch der Wärmebedarf.
Der Lehrstuhl für Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen der TU München hat diese Abhängigkeiten näher untersucht und bei der Wärmebedarfsberechnung mit einem vereinfachten Ansatz berücksichtigt. Die Anpassung basiert auf der vereinfachenden Annahme, dass die Gebäudewohnfläche quadratisch ist und die Abweichung der tatsächlichen Wohnfläche gegenüber der Wohnfläche des IWU-Beispielhauses ohne Änderung der Geschossanzahl, d. h. der Gebäudehöhe erfolgt. Wird die Wohnfläche um den Faktor x verändert, "wächst" oder "schrumpft" das Gebäude nur in der Horizontalen wie Bodenplatte und Dachfläche. Diese Flächen ändern sich dann direkt proportional um den Faktor x. Vertikale Flächen (Wände) ändern sich dagegen proportional um Wurzel x. Bei größeren Wohnflächen gegenüber dem IWU-Beispielgebäude steigt somit die Kompaktheit, d. h. das Verhältnis von Gebäudeoberfläche zu Gebäudegrundfläche wird kleiner, womit der wohnflächenspezifische Heizwärmebedarf abnimmt. Bei kleineren Wohnflächen gegenüber dem Beispielgebäude verringert sich dagegen die Kompaktheit, womit der wohnflächenspezifische Heizwärmebedarf steigt.
Wohnflächenkorrigierte Wärmebedarfswerte für die doppelte und die halbe Wohnfläche sämtlicher Beispielhäuser liegen je Gebäudetyp zum Beispiel im Endbericht zur Energieleitplanung Ismaning vor (Quelle: EnEff: Wärme, Pilotprojekt Ismaning – Energieleitplanung, TU München, Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik, Stand 24.09.2012; Hrsg.: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)). Die flächenabhängigen Wärmebedarfswerte wurden dort mit dem vom Lehrstuhl entwickelten Gebäudemodell GemEB berechnet. Die Berechnung wird in GemEB nach dem Heizperiodenverfahren der DIN V 4108-6 durchgeführt.
Die Wohnflächen aller Wohngebäude Baden-Württembergs liegen adressscharf in den Zensusdaten vor. Dadurch kann eine vereinfachte Wohnflächenkorrektur in Anlehnung an das GemEB-Gebäudemodell in die Zuordnungsroutine der Wärmebedarfsberechnung für den Wärmebedarfsatlas integriert werden.
Es wurde daher aus den von der TU München je Gebäudetyp vorliegenden drei wohnflächenspezifischen Wärmebedarfswerten (halbe Wohnfläche, einfache Wohnfläche, doppelte Wohnfläche) jeweils eine Regressionsgleichung (wohnflächenspezifischer Wärmebedarf als Funktion der Gebäudewohnfläche) ermittelt und diese in die Zuordnungsroutine des Wärmebedarfsatlas eingefügt. Durch Kombination der adressscharf vorliegenden Wohnflächen aus dem Zensus und der jeweils gebäudetypischen Regressionsgleichung kann somit der wohnflächenspezifische Wärmebedarf entsprechend korrigiert werden.